FÜHL DICH ZU
HAUSE IN DEINEM ZU HAUSE… ja genau … das klingt gut. Aber mal ganz ehrlich –
welche Frau hat nicht schon mal den IKEA-Katalog gewälzt und sich gefragt,
warum das eigene zu Hause irgendwie immer nach Bombenattentat aussieht, obwohl
man schon bereits im Windfang die Schuhaufbewahrungslösung TJUSIG in zweifacher
Ausführung aufgestellt hat. Zum einen müssten die Regalchen bei uns eher
MYFFLIG heißen, denn die Skateschuhe von 13 jährigen Jungs haben ein sehr spezielles
Aroma, zum anderen liegen trotz dieser
praktischen Dinger, die nicht mal Türen haben, die man öffnen und schliessen
müsste, mindestens 5 Schuhe in der Diele verteilt. Auf dem sechsten liegt die
Katze und zerkaut genüsslich den Schnürsenkel. Ich frag mich, wie viele Füße
mein Sohn hat. Als er auf die Welt kam, waren es zwei, da bin ich mir sicher.
Was macht er also mit 6 nahezu identischen Schuhen gleichzeitig? Ich schubse,
noch in voller Montur, alle Schuhe in den Windfang und schließe die Tür, um an
die Garderobenleiste aus derselben Serie TJUSIG zu kommen. Die hängt voll.
Klar. 5 Haken bei 3-4 Personen ist ja auch knapp. Und ich kann nicht mal meine
Kinder dafür verantwortlich machen, denn die kämen niemals auf die Idee, ihre
Jacken da hin zu hängen. Toms Jacken hängen gewöhnlich gut über den Landkreis
verteilt in der Schule, beim Gitarrenlehrer, bei seinem Papa, in der
Skatelounge oder liegen in den Kofferräumen verschiedener Autos. Es sind also
ausschließlich meine Jacken die sich da stapeln. Okay, da müsste mal geräumt werden.
Ich zieh meine Jacke aus und wurschtel sie noch irgendwie dazu. Tasche – voll mit
allerlei Kram – erst mal aufs Sofa. Im IKEA-Katalog gibt’s auch Seiten, wo
ganze Wohnzimmer zu sehen sind. Wo der Couchtisch LIATORP mit Glasplatte und
Schubladen und Zwischenboden abgebildet ist. Wieso liegen bei mir
Bonbon-Papierchen, benutzte und unbenutzte Zellstoff-Taschentücher, leere
PET-Flaschen, 3 Fernbedienungen, Nagellack, Kabel unbekannter Herkunft und
mehrere Kugelschreiber auf dem Tisch und nicht die Aluminium-Klangschale
ANGENÄM und auch nicht die Edelstahlschale SKÖR und ebenfalls nicht die
Holzschale VINÄGER. Ich hab so was mal gekauft. Soweit ich mich erinnere,
befinde sich Holzschale VINÄGER im Schuppen und dient als
Überwinterungsunterlage für eine Amaryllis-Knolle von vor drei Jahren. Nun, ich
bezweifele, dass da noch irgendwelches Leben drin ist. Ich räume den Tisch
halbwegs auf und schau mich um. Stehlampe DUDERÖ aus japanischem Ballonpapier ist
eigentlich schön. Finden meine Katzen allerding weniger. Deshalb wird sie nach
und nach von 16 Krallen an zwei verschiedenen Katzen zu feinen Streifen
verarbeitet. Plaid INDIRA in weinrot liegt zerknuddelt in der Sofaecke. Als ich
sie ausschüttele, um sie ordentlich kataloggemäß zusammenzufalten, rieseln
Chipsbrösel auf meinen Schiffsdielenboden und verschwinden auf
nimmerwiedersehen in den Ritzen. Ich seufze. Ich bräuchte einfach auch noch ein
bisschen Stauraum. Im Katalog steht ein simples, nach allen Seiten offenes Holzregal
IVAR mitten im Raum. Nicht nur, dass bei mir auch alles zu allen offenen Seiten
rausfallen würde, nein. Es steht auch noch dick dabei, dass das Regal an der
Wand befestigt werden muss. Wieso müssen die das nicht? Ich schleppe mich
frustriert in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Auch da… es sieht aus,
als hätte irgendwer ein dreigängiges Menü gekocht und hätte die Küche dann
fluchtartig verlassen. Dunkel erinnere ich mich, dass ich das war. Vorgestern
abend. Geburt. Gerade hatte ich meine IKEA – TK –Köttbullar (1. Gang) in die
entsprechende Tüten-Rahmsoße (2. Gang) plumpsen lassen und die Öko-Salzkartoffeln
(3. Gang) abgegossen, klingelte das Handy. Zweitgebärende – zackigzackig. Köttbullar
samt Soße und Kartoffeln herunterschlingen. Keine Zeit mehr zum Spülen. So
zackig wars dann aber doch nicht und dauerte bis in den frühen Morgen. Dann
schlafen. Nachmittags Nachsorgen. Abends Tanztrainig. Schlafen. Morgens
Sprechstunde. Und jetzt Feierabend. Verdammt – wieso fotografiert man nicht mal
Katalogbilder bei Frauen wie mir. Dann müssten sich tausende arme Frauen, denen
es genauso geht , nicht mit solchen Ansprüchen herumärgern.
Ich möchte
bitte morgen früh aufstehen, eine aufgeräumte Küche und einen gedeckten
Frühstückstisch vorfinden. Oder Kaneelbullar und Kaffee auf Tablett BÄRBAR am
Bett HEMNES serviert bekommen. Allerdings würde das bei mir mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit so enden, dass ich mir den Kaffee auf Blümchen-Bett-Bezug
ALVINE kippen würde… was in den Katalogen auch nie zu sehen ist.