Donnerstag, 17. Mai 2012

Himmelfahrt...

Joa... meine Tochter ist heute früh mit eigenem Auto und Freund und meinem halben Hausrat nach Sheverdingen/NL abgereist... mein Freund kommt erst nachmittags, Tom hat anderweitig zu tun und ich hatte nach 5 Stunden Hausputz auch keine Lust mehr, weiter zu wischen. Also - das tun was man denkt, das man tun würde, wenn man Zeit hätte. Das Fahrrad steht im Flur (damit ich mich etwa 50 mal täglich dran erfreuen kann) und bevor ich jetzt Ausreden finde wie Wäsche waschen und ähnlich unwichtiges Zeug, werde ich mich losmachen. Radhose mit Polsterung - haben wir nicht. Radschuhe? Haben wir auch nicht. Funktionsjacke? Haben wir ebenfalls nicht. Ich habe Jeans, T-Shirt, Sweatjacke, Turnschuhe. Naja, wird auch gehen. Ein Rucksäckchen mit einem Müsliriegel, Portemonnaie ( oder wie das auch immer heutzutage geschrieben wird - n Geldbeutel halt), Schlüssel, Holunderblütenschorle in einer Fahrradflasche - und natürlich mein High-Tech-Handy mit meiner neuen komoot-App.
Erstes Ziel: Apfelweinfest, Steinbach, Auf dem Wiebel. Ohne Ziel geht nämlich gar nix. Und das ist der Grund, warum Laufen für mich schon mal gar nicht mehr in Frage kommt. Ich komm nämlich niemals so weit, dass es für ein lohnenswertes Ziel in der Umgebung reichen würde. Und laufen um des Laufens Willen?? Im Leben nicht! Ein sauer-Gespritzter und ein Handkäs mit Musik, wie es sich für echte Hessen gehört, werden mich motivieren, die böse Steigung hoch zu fahren. Und los gehts. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit - Gejammer beim bloßen Anblick eines Hügels - hab ich beschlossen einfach hoch zu fahren. Und oh Wunder - klappt :)
Wie geplant: Äbbelwoi abstürzen, Handkäs essen und bissi schwätzen.
Nächstes Ziel: Lich, Wiener Café. Die haben nämlich so leckeren selbstgemachten Kuchen.
Geht einigermaßen bergab. Ich geniesse! Sonne, Wind und Freiheit. Bin ganz alleine. Muss auf niemand warten. Und auf mich muss auch niemand warten ;)
Galaktisch - kein Parkplatzgesuche. Einfach Rad abstellen, Schloß dran, fertig!
Cappuccino :) und Kuchen. Eierlikörtorte :D
Und weiter Richtung Kloster Arnsburg. Dort mach ich nur ein kurzes Päuschen , ohne essen ;)
Und zum guten Schluss über Dorf-Güll nach Hause. Noch mal ein böser Berg ... aber auch den fahr ich einfach hoch! Das letzte Stück nach Garbenteich ist relativ eben und ich komme leicht angeschwitzt und leicht schnaufend zu Hause an. Genau richtig! 21,5 km. Spaß gehabt. Zufrieden!


Tour bei komoot.de



Sonntag, 13. Mai 2012

Erste Radtour


Danke der vielen Nachfragen, wie’s meinem Fahrradsattel-geplagten Hintern geht. Ist wieder heile ;)

Ich hatte ja nun dieses Wunderwerk der Fahrradtechnik spontan erworben und die Mechaniker halfen mir, es sanft und zart in den BMW zu laden… allerdings musste der Sattel, nachdem millimetergenau auf mich eingestellt, dafür wieder in die unterste Position geschoben werden. Wird schon, dachte ich mir. Ich fuhr nach Hause. Ein Kribbeln im Bauch. Ich hatte mich tatsächlich verliebt! Blick auf die Uhr… 17.45 h, der Tag ist noch lang! Zu Hause angekommen versuchte ich das Fahrrad wieder aus dem Kofferraum zu fädeln. Alleine völlig aussichtslos. Zum Glück kam ein wachsamer Nachbar nach 5 Minuten und bot mir seine Hilfe an. Allerdings klappte es auch mit dieser Hilfe nicht, so dass ich das Vorderrad nun doch ausbaute. Und wieder ein. Und den Sattel hoch. Was man als Frau nicht alles können muss. Der langen Rede kurzer Sinn… ich war schon vor der ersten Tour nass geschwitzt.

Aus den Tiefen meines Kleiderschrankes zauberte ich eine Radhose und Sportsneakersocken, ein frisches T-Shirt übergeworfen, Turnschuhe an und los! Draussen wars plötzlich recht windig… und es sah nach Regen aus… PAH - na und… ist ja bloß Wasser und das geht höchstens bis auf die Haut… Ich fuhr los! Hey, welch Gefühl von Freiheit, den Wind in den Haaren. Ohne Gepäck, nur mit einem Nylonbeutelchen mit Schlüssel und Geldbeutel unterwegs. Ich fuhr durchs Dorf Richtung Lich. Gleichzeitig mit mir kam auch der Platzregen auf dem Fahrradweg an. Ich trat fest in die Pedale, die dicken Regentropfen ignorierend, um dem bösen nassen Nordwind zu trotzen, bis der von mir scheinbar in der Eile nur halbherzig festgeschraubte Sattel 20 cm bis Anschlag  nach unten sackte… F***** ich hielt an, stieg ab. Werkzeug? Eher nicht… früher hatte man ja serienmäßig ein Täschchen mit Imbus, Schraubenschlüssel und Flickzeug am Fahrrad - was hatte ich? Einen Trinkflaschenhalter in mattschwarz, einen Tacho, der routinemäßig wichtige Statistiken ausspuckt, und ein Schloß, womit man eine Harley sichern könnte… aber leider keinen IKEA-Imbus-Schlüssel, der mich in dieser Situation hätte retten können, der lag zu Hause auf dem Schuhschränkchen. Blöd. Pech für Paul, dachte ich mir und fuhr eben im Stehen nach Lich. Sitzend sah nämlich aus wie Affe auf Schleifstein. Tropfnass und leicht angefrustet kam ich an der Eisdiele an. Bestellte aber guten Gewissens einen Joghurettebecher. Den hatte ich mir wohl verdient - zumal ich noch nicht wusste, wann und wie ich nach Hause kommen würde. Es regnete nämlich immer noch ziemlich stark.
Nachdem ich den Eisbecher seiner Bestimmung zugeführt hatte, begann ich in Ruhe zu überlegen. Der Dönerladen gegenüber sollte doch zum Reparieren der Fleisch-Grill-Spieße ein wenig Werkzeug dahaben … und so war es - J wäre ich nicht schon so satt gewesen, ich hätte ihm glatt einen Döner abgekauft vor Freude!

Und nicht nur das - es hört auch spontan auf zu regnen! So dass ich mich voller Enthusiasmus auf die ekelhaft langgezogene Steigung Richtung Heimat freute. Ich bezwinge Dich! Ohne Absteigen! Ohne Anhalten! Ich probierte auf diesem Weg sämtliche 24 Gänge aus, und in der Tat, es gab tatsächlich einen, der genau auf diese Steigung zu passen schien. Und so fuhr ich diese Strecke zum ersten mal, ohne dabei wie ein Rohrspatz zu schimpfen. Der Raps blühte und die Vögel zwitscherten und ich freute mich wie ein kleines Kind. Durchnäßt, geschwitzt, schlammbespritzt und zufrieden kam ich zu Hause an, wo ich den Abend mit einer großen Tasse Caro-Kaffee auf der Treppe vor dem Hexenhaus ausklingen liess.
Das war gut!

Donnerstag, 10. Mai 2012

Da bin ich mal wieder...


Vor lauter Aktivitäten komm ich kaum zum Schreiben :) 

Gestern war mir so nach Kuchen. Ich beendete meinen Arbeitstag gegen halb drei und fuhr Richtung Wieseck, um den Tortenkavalier auszuprobieren... der Kuchen war okay, das Ambiente mäßig (Leuchtstoffröhren, Industrieteppich und verwelkte Ficus-Benjamini-Blätter auf selbigem), man sah dem Laden die vorherige Bestimmung als Bankfiliale also noch deutlich an, das konnten auch die zusammengewürfelten 60er Jahre Möbel nicht retten. Ich trank zwischen etwa 20 Senioren meinen Latte Macchiato und fühlt mich unwohl. So hatte ich mir das dort nicht vorgestellt und ärgerte mich fast über die Apfelkuchenkalorien, die ich gegessen hatte. Schneller als für mich üblich war ich da wieder draussen und schlenderte noch eine Weile durch die Sonne und kam an einem Fahrradladen vorbei. Ich brauch ein Fahrrad. Jetzt. Heute. Nicht dass ich keins hätte. 15 Jahre alt, und - naja - es hat seine besten Jahre hinter sich... ich will was Tolles, was Neues, etwas zum mich reinverlieben... - und der Laden hat zu! Nicht mit mir! Es gibt ja noch mehr Fahrradläden in Giessen! Ab ins Auto und los... direkt vor dem nächsten Laden ist ein Parkplatz frei, ein Zeichen, ein Omen, nichts wie rein... und da steh ich... zwischen hunderten Fahrrädern... ich fühl mich überfordert. Zum Glück kommt ein Verkäufer und fragt, ob ich Beratung wünsche. Sehr freundlich. "Jo", sag ich, "besser wärs." Mh... ob ich denn etwa wüßte, wonach ich suche... "Nö... " "Nungut, Sie sehen nicht aus als würden Sie Strassenrennen fahren wollen!"  Ach - nich?! "Ich seh auch nich aus, als würde ich mich im Schlamm suhlen wollen!" "Okay, dann suchen wir wohl was dazwischen!" Schön. - nach diesem zarten Schlagabtausch präsentierte er mir direkt dieses feuerwehrrote Wunderwerk, in welches ich mich sofort verliebte. Um drei wußte ich noch nicht, dass ich ein Fahrrad brauche, um fünf wars mir! Und von der ersten Tour erzähl ich morgen! Ich kann nämlich jetzt nich mehr sitzen :~