Das letzte Posting entstand, als ich den
Quiéro-Katalog durchblätterte. Hab natürlich sofort damit aufgehört, weil ich
ja schnell was über Adventskalender schreiben musste. Irgendwann hab ich ihn
dann wieder zur Hand genommen… blöderweise … denn immer öfter stelle ich fest,
dass die Illusion der harten Wahrheit weichen wird. Und dabei ist es egal, ob
es der IKEA-Katalog ist oder der Deerberg-Versand. Das zalandoo-Prospekt oder der
Quiéro. Es war schon damals so. Bei Jako-o und Baby-Walz.
Der Jako-o Katalog war in den 90ern, als Mine auf
die Welt kam, so etwas wie eine Bibel. Die Bilder dort zeigten nicht Produkte,
die man kaufen konnte, sondern sie versprachen Lifestyle für ein Leben mit
Kind. Wenn Du nun schon kein Yuppie-Leben mehr führen kannst, dann kauf
wenigstens eine Matschhose mit Stil. Ich kaufte bei Jako-o. Gern und viel. In
den Katalogen saßen die Kinder auf dem dort erhältlichen Riesenspielteppich und
spielten friedlich miteinander ein HABA-Gesellschaftsspiel. Sie tranken
manierlich aus bunten Bechern und im Hintergrund sah man zwei Elternpaare entspannt
auf einem Sofa sitzen, welches nicht Schoko-, Milch- und Karottenflecken
aufwies, so wie unseres damals. Lag wahrscheinlich daran, dass ich nicht
rechtzeitig den richtigen umbaubaren Trip-Trapp gekauft hatte und auch nicht
den orangefarbenen „mit-Ärmeln-Karotten-Latz“.
Meine Kinder und ihre kleinen Besucher spielten übrigens
selten bestimmungsgemäß mit den Sachen. Zum Beispiel diese Steckperlen, die man
nachher bügeln muss um alle Omas mit sternenförmigen Untersetzern zu beglücken,
wurden auch immer mal wieder dazu benutzt, in der HABA-Holz-Küche Eintopf zu
kochen. Der Eintopf wurde durchs Zimmer getragen um am Tisch in
IKEA-Puppentellern serviert zu werden, Kind fiel über ein herumliegendes rotes Rody-Gummi-Hüpftier
und mit ihm hunderte bunter Plastik-Röhrchen-Stückchen quer durchs Zimmer.
Super! Um sie einfach aufzusaugen waren sie zu teuer. Um sie einfach aufzuheben
waren sie zu klein. Und um sie zu ignorieren waren sie zu groß. Um sie gar
nicht erst zu besitzen zu wollen waren sie zu interessant. Und um sie gar nicht
erst zu kaufen war ich zu sehr moderne Mama. Das Spielchen endete gewöhnlicherweise
damit, dass wir irgendwann versuchten, sie mit einem Jako-o-Besen auf DIN A 4-Zettel zu
schieben. Um sie dann wieder in den Topf der Holzküche … naja … Ihr wisst
schon.
Die Regensachen von Jako-o sind echt super. Mir
war ja auch klar, dass Kinder bei jedem Wetter an die Luft sollen. Aber ich war
ja nun kein Kind mehr. Mir fielen wenig Gründe ein, warum ich bei 6,5 °C und
Dauerregen länger als unbedingt nötig mit meinen Kindern durchs Dorf hätte
laufen müssen. In den Katalogen spazierten
die Eltern mit Jack-Wolfskin oder The-North-Face-Allwetterjacken relaxed hinter
den Kindern her und sahen zu, wie die Bälger gut gelaunt von einer Pfütze in
die nächste sprangen. Wenn ich mich und meine Kinder von einem Regenspaziergang
überzeugen konnte, dann nur unter Versprechungen von heisser Schokolade,
Waffeln und Kirschen und Sahne. Mindestens. Und nur 20 Minuten. Höchstens! Jeder
der Kinder hat, weiß was es heißt, eine 7-jährige und einen 2 1/2- jährigen wasserdicht
zu verpacken. Der Kleine muss unter Garantie aufs Klo, sobald er in Hemdchen,
Höschen, langer Unterhose, Shirt, Stiefelsocken, Matschträgerhose,
Gummistiefeln, Regenjacke und Mütze an der Wohnungstür steht. Die Große geht
nicht ohne ihren City-Roller aus dem Haus und lässt sich nur unter Androhung
von harten Sanktionen davon überzeugen, dass die neue pinkfarbene Strickjacke
keine gute Idee bei dieser Wetterlage ist. Der Vater der Kinder steht bereits
im Regen und testet ungeduldig wartend die Dichtigkeit seiner neuen
Trekkingschuhe. Ich selbst bin bereits patschnass geschwitzt, bis es überhaupt
losgeht und ich bin mir nicht sicher, ob Kakao und Waffeln eine ausreichende
Belohnung dafür sind, eine ganze Stunde lang, gedopt durch ein simples
Werbeprospekt, Jako-o-Familie zu spielen.
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